Drohobych common spaces "Mitgestaltung" des öffentlichen Raums in Drohobych (UA)

Problemstellung

Nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 standen die Städte in der Westukraine vor Herausforderungen, auf die sie nicht vorbereitet waren: die Bereitstellung von Wohnraum, sozialer und medizinischer Infrastruktur sowie von Arbeitsplätzen für Binnenflüchtlinge. Die Zahl der Binnenflüchtlinge schwankte immer wieder aufgrund veränderter Rahmenbedingungen. Einige blieben für kurze Zeit hier und zogen weiter in West-europäische Länder, andere kehrten in ihre Heimat zurück, in die zurückeroberten Städte und Dörfer, und wieder andere entschieden sich (oder wurden gezwungen!) zu bleiben.

Jetzt, mehr als ein Jahr später, im Sommer 2023, können wir eine relative Stabilität in der Bewegung der Binnenflüchtlinge beobachten. Doch nicht nur die Bereitstellung von Unterkünften oder Infrastrukturen ist nach wie vor von Bedeutung, sondern auch die Integration dieser Menschen in das Leben der Stadt. In öffentlichen Debatten hört man oft von gewissen Missverständnissen zwischen "einheimischen" und "neuen" Einwohnern. Konflikte entstehen oft aufgrund der Sprache, der Mentalität oder anderer Faktoren.

Projektziele

- Unterstützung bei der Integration von Binnenflüchtlingen in die neue Stadt

- Schaffung neuer Narrative und zugleich Wahrung der Selbstidentität der Binnenflüchtlingen

- Etablierung eines trilateralen Dialogs zwischen den "neuen", den einheimischen Bürgern und den lokalen Behörden

Der Dialog zwischen den Bürgern und den "neuen" Bewohnern der Stadt findet meist im öffentlichen Raum statt. Dieser Raum ist ein Instrument zur Schaffung neuer Narrative - er ist das "Wohnzimmer" der Stadt, in dem sich jeder Bewohner, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Status, eingebunden fühlt und sich mit ihr identifiziert.

Unsere Hypothese: Die Integration der "neuen" Bewohner kann durch die gemeinsame Nutzung "mitgestalteter" Räume und die Beteiligung an öffentlichen Veranstaltungen, Workshops und der Projektumsetzung angestoßen werden. Indem sie ihre Ideen und Ressourcen in die Schaffung oder Umgestaltung des öffentlichen Raums einbringen, erhalten die Flüchtlingen ein Umfeld, das Teil ihrer neuen Geschichte wird. Im Laufe des Projekts werden wir diese Hypothese überprüfen und versuchen, die Grundsätze und Empfehlungen für die Schaffung gemeinsamer Räume abzuleiten.

Im Rahmen des Projekts haben wir auf folgenden Zielebenen gearbeitet: Bildungsziele, Gestaltungsziele und soziale Ziele.

Bildungsziele

Im Rahmen des Projekts entwickelten die Studierenden Fähigkeiten zur Gestaltung öffentlicher Räume auf der Grundlage partizipativer Prozesse und unter Berücksichtigung potenzieller Konflikte. Die Gestaltungsideen wurden in Pilotprojekten beim gemeinsamen Bau von Stadtmöbeln umgesetzt.

Gestaltungsziele

Entwicklung von Gestaltungszielen für Stadtmobiliar im öffentlichen Raum im Stadtkontext.

Soziale Ziele

Einbindung der städtischen Akteure in die Entwicklung des öffentlichen Raums: Bewohner, Binnenflüchtlinge, Vertreter der Stadtverwaltungen, NGOs und internationale Fachleute. Die Entwicklung neuer urbaner Narrative sollte damit angestoßen werden.

Die Ziele wurden in drei Phasen erreicht:

Phase 1

Die erste Phase umfasste eine Bestandsaufnahme, mit Forschungsmethoden wie Skizzen, Kartierungen, Fotografie und Sozialforschung (Gespräche und Umfragen mit den Bewohnern der Stadt). Darüber hinaus wurden die Geschichte und die sozioökonomischen Aspekte der Stadt untersucht. Dabei wurden Orte für Interventionen identifiziert und später (in Phase 2) in einem Workshop mit Bewohnern von Drohobych und Neubürgern gemeinsam getestet.

Phase 2

Die zweite Phase der Arbeit umfasste eine Reihe von Workshops mit lokalen Akteuren, um Standorte und Lösungen für die Entwicklung des öffentlichen Raums in Drohobych zu ermitteln:

1. Workshop Standortsuche

Es wurden 15 Gebiete identifiziert, die sich potenziell für die Entwicklung öffentlicher Räume eignen. Gemeinsam mit den lokalen Akteuren wurden Kriterien für die Auswahl von Standorten für die weitere Entwicklung festgelegt.

Ergebnis:

Im Rahmen des Workshops wurden gemeinsam mit Anwohnern, "Neubürgern", Vertretern lokaler Behörden und NGOs drei Standorte für die Entwicklung öffentlicher Räume ausgewählt.

Standort 1: „Kamenyar“ in der Straße Ivan Mazepa 14
Standort 2: "Park der Kultur" zwischen den Straßen Ivan Franko und Lesia Ukrainka.
Standort 3: "Wohnheim 1-5" in der Volodymyr Velykyi Straße 5

2. Workshop Projektvorschläge

Der Workshop umfasste eine Präsentation von Projektvorschlägen und eine Diskussion von Designlösungen. Die vorgeschlagenen Ideen wurden zu technischen Zeichnungen und Finanzplänen weiterentwickelt.

Phase 3

Zwischen dem 24.07-28.07 2023 haben die Studierenden gemeinsam mit lokalen Akteuren Stadtmöbel in den zuvor ausgewählten Bereichen hergestellt und installiert. Die neuen Räume werden der Öffentlichkeit vorgestellt und im Rahmen weiterer Untersuchungen beobachtet.

Mehr Informationen gibt es hier.