Rezenter Klimawandel im subsaharischen Land Ruanda

Im Jahr 2009 wurde das ReCCiR-Projekt (Recent Climate Change in Rwanda) initiiert. Das primäre Ziel des Projektes war eine für Ruanda flächendeckende regionalklimatische Analyse vorzunehmen, diese zu bewerten und zu visualisieren. Aufgrund des rezenten globalen Klimawandels wird des Weiteren der Frage nachgegangen, ob sich auch für das Staatsgebiet von Ruanda klimatische Veränderungen nachweisen lassen und wenn ja, welche möglichen Folgen diese für die Bevölkerung haben. Daraus ergeben sich letztendlich verschiedene Teilprojekte, die eine breite interdisziplinäre Basis bilden. Dennoch sind alle Teilprojekte vom eigentlichen, ursprünglichen Ansinnen des Projektes abhängig.

 

1.  Ein Schwerpunkt beschäftigt sich mit den Auswirkungen der veränderten regionalklimatischen Verhältnisse auf die Landwirtschaft und die damit einhergehende Versorgungs- und Ernährungssituation. Gerade in einem Land wie Ruanda, in dem ein großer Teil der Bevölkerung von der Subsistenzwirtschaft lebt, ist dies ein entscheidender Faktor, der leicht zu sozialen Spannungen führen kann. Dieses Teilprojekt untergliedert sich wiederum in

 

 

a.  die Analyse der Verschiebung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und die daraus resultierenden Veränderungen für die anzupflanzende Frucht.

b.  die Analyse der Starkregenereignisse und deren Auswirkungen auf die Produktivität der landwirtschaftlich genutzten Flächen.

 

2.  Des Weiteren wird die Wirkung der veränderten klimatischen Bedingungen auf die Ausbreitung der Anophelesmücke untersucht, denn obwohl Ruanda aufgrund seiner Lage als ein tropisches Land der äquatorialen Zone theoretisch einen Gunstraum für die Verbreitung der Malaria darstellt, erwies sich das ausgeprägte Relief des Landes mit seinen extremen Höhenunterschieden lange Zeit als Ungunstraum. Dies belegt die langjährige ruandische Inzidenzrate für Malaria. Der Fokus der Untersuchung liegt nun auf den regionalen Modifikationen, vor allem der Temperaturen und der Niederschläge. In früheren Jahren wurde für Ruanda, ähnlich wie für viele andere Malariagebiete, eine Höhengrenze von 1.000 m ü. NN angenommen. Nach ersten Erkenntnissen lässt sich dies jedoch nicht mehr vorbehaltlos bestätigen.

 

3.  Ruandas Hauptstadt Kigali bildet den dritten großen Schwerpunkt des ReCCiR-Projektes. Hier stehen insbesondere die stadtklimatischen Veränderungen im Vordergrund bzw. die Modifikationen der urbanen lufthygienischen Situation.  Vergleichbar mit anderen Millionenstädten im subsaharischen Afrika weist auch Kigali eine sehr schnell wachsende Bevölkerung auf. Mit steigender Bevölkerungszahl wächst aber auch das Problem der Luftverschmutzung. Neben dem Kfz-Verkehr stellt der private Hausbrand einen weiteren Emittenten dar. Über die Verbrennung von Holz, Dung und Kerosin in einfachen Öfen und auf offenen Feuerstellen gelangen zusätzlich luftbelastende Stoffe in die Stadtatmosphäre. Das ausgeprägte Relief Ruandas spiegelt sich auch im Großraum von Kigali wieder. Die Einkaufs- und Geschäftsviertel, die Regierungs- und Diplomatenviertel sowie deren Wohnbereiche befinden sich auf den Kuppenlagen der Hauptstadt. Hier herrscht während der Tagstunden die höchste Verkehrsdichte. Entlang der Berghänge und im Tal, den sog. „Marais“, lebt die ärmere Bevölkerung. Diese ehemaligen Sumpf- und Feuchtgebiete stellen nicht nur den größten Wohn- und Lebensraum dar, dort findet sich auch ein Großteil der landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft. Die Topographie dieses urbanen Raumes im Zusammenspiel mit den dort herrschenden meteorologischen Verhältnissen bedingt vor allem während autochthoner Wetterlagen, dass dort, wo die meisten Menschen leben, die höchsten Konzentrationen unterschiedlichster Luftschadstoffe erfasst werden.