Transformation im Raum – Was können digitale Anwendungen für die Raumentwicklung leisten?
Eine Falluntersuchung am Beispiel des digitalen Zwillings der Stadt Helsinki, Finnland
Um räumliche Transformationsprozesse erfolgreich zu steuern, bedarf es einer umfassenden Analyse und einer genauen Kenntnis der derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen. Aktuell sind es insbesondere der demographische Wandel, die Digitalisierung und der Klimawandel, die die Raumentwicklung stark beeinflussen und eine Transformation erfordern. Der demografische Wandel beispielweise bewirkt auf der einen Seite eine veränderte Bedarfslage (ältere Menschen fragen verstärkt spezifische Angebote nach) und auf der anderen Seite eine veränderte Finanzierungsgrundlage durch sinkende Steuereinnahmen wegen des Übergangs großer Bevölkerungsteile in den Ruhestand.
Neue digitale Anwendungen bieten das Potenzial die planerische Gestaltung der räumlichen Transformation zu unterstützen. Das Modell des digitalen Zwillings ermöglicht es, eine dreidimensionale Modellierung der bestehenden Stadtstrukturen von Gebäuden bis hin zur Versorgungsinfrastruktur erstellen, die Auswirkungen von transformativen Planungen zu visualisieren und kann so die politische Entscheidungsfindung vereinfachen. Die skandinavischen Länder weisen eine hohe Affinität zu digitalen Lösungen sowie ein lösungsorientiertes Mindset auf. Sie gelten damit als Vorreiter der Digitalisierung. In vielen Bereichen finden digitale Tools schon Anwendung und werden als Grundlage für Entscheidungen genutzt während in Deutschland bei der Digitalisierung, besonders auf kommunaler Ebene, deutlicher Nachholbedarf besteht. Zudem ist in Skandinavien tendenziell eine andere Fehlerkultur zu beobachten als in Deutschland, wo der Fokus auf einer Vermeidung von Fehlern liegt. Dies entschleunigt innovative Prozesse häufig. In Skandinavien ist das Scheitern viel stärker als Bestandteil des Transformationsprozesses anerkannt, was es erleichtert, digitale Anwendungen auszuprobieren, dann zu verbessern und schließlich als dauerhaftes Tool zu nutzen.
Im Masterprojekt untersuchen die Studierenden stellvertretend für den skandinavischen Raum die Anwendung ‚digitaler Zwilling‘ der Stadt Helsinki in Finnland. Ziel ist es, dessen Möglichkeiten für vorausschauende Planung und Steuerung in Kommunen zu analysieren. Insbesondere die Anwendungsbezüge im Bereich des demographischen Wandels und ausgewählter Umweltbelange, die relevanten Akteursstrukturen, sowie Potenziale und Herausforderungen sowie die Möglichkeit zum Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in Deutschland sollen untersucht werden. Im Zentrum der Arbeit stehen die Fragen „Wie können digitale Tools in der Stadt- und Raumentwicklung eingesetzt werden und welchen Beitrag können sie dabei im Transformationsprozess hin zu resilienten Räumen leisten?“. In diesem Zusammenhang wird eine Exkursion nach Helsinki stattfinden. Dabei soll die Anwendung in der Praxis beobachtet, die Entwicklung vor Ort eingeschätzt, mit relevanten AkteurInnen in den Austausch getreten und Potenziale sowie eventuelle Herausforderungen bewertet werden.
Das Projekt steht im Zusammenhang mit dem von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderten Forschungsprojekt „Ageing Smart - Räume intelligent gestalten“ welches sich mit dem demographischen Wandel sowie technischen Möglichkeiten der digitalen Entscheidungsunterstützung von Kommunen, um mit diesen speziellen Herausforderungen umgehen zu können, beschäftigt. Daher werden den Studierenden Materialien sowie relevante Forschungsergebnisse der beiden Fachgebiete aus dem Carl-Zeiss-Projekt zur Verfügung gestellt.
Gemeinsames Masterprojekt Internationale Planungssysteme und Stadt-, Regional- und Umweltökonomie