Smart City in Zeiten knapper Kassen – Innovative Instrumente für Kommunen im Strukturwandel

– Eine vergleichende Untersuchung anhand des Rust Belts, USA, und des Ruhrgebiets, NRW

Die zukunftsorientierte Entwicklung von Städten und Regionen, die vom Strukturwandel geprägt sind, ist mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Hierbei sind vor allem beschränkte personelle, planerische und finanzielle Ressourcen zu nennen. Die Modernisierung und die Anpassung der vorhandenen Infrastrukturen und öffentlichen Dienstleistungen an die aktuellen bzw. zukünftigen Standards, die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und die in strukturschwachen Regionen schrumpfenden Einwohnerzahlen stellen bisherige Systeme/Strukturen auf die Probe. Hinzu kommt der Erwartungsdruck von außen, trotz begrenzter Ressourcen tragfähige und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen, die alle Belange berücksichtigen.

Der ursprünglich eher technisch geprägte Begriff „Smart City“ beschreibt die Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien in Städten und deren Verknüpfung mit bestehenden Infrastrukturen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde Smart City vermehrt als Konzept in der Stadtplanung angewandt und wird als Instrument im Stadtumbau genutzt. Zum einen ist die Thematik für wachsende Städte mit entsprechenden Ressourcen relevant, um sich im globalen Wettbewerb der Metropolen eine Vorreiterrolle zu sichern. Andererseits birgt das Konzept auch für schrumpfende und strukturschwache Städte Potenziale der Effizienz- und Effektivitätssteigerung.

Der stark limitierte finanzielle Spielraum für Investitionen, mit dem sich gerade strukturschwache Städte häufig konfrontiert sehen, erfordert ein Neudenken der lokalen Finanzierungsmuster. Hierbei bietet der Smart-City-Ansatz ein innovatives Konzept, um neue Impulse für die flexible und nutzerorientierte Anpassung der öffentlichen Leistungserbringung zu setzen. Der Unterschied zwischen den USA und Deutschland wird besonders im Hinblick auf die Finanzierungspotenziale solcher Ansätze deutlich und soll wesentlicher Bestandteil des Projekts sein. Hierbei ist nicht nur zwischen den Förderkulissen und Förderprozessen zu unterscheiden, sondern es gilt weiterführend auch zu überprüfen, ob und wie weitere Eigenfinanzierungspotenziale für die oben skizzierten Zukunftsaufgaben erschlossen werden können.

Der Fokus des Masterprojekts liegt somit auf schrumpfenden bzw. ehemals schrumpfenden Städten mit Strukturschwäche und deren Anwendung von Smart-City-Strategien. Ziel ist es, konzeptionelle Entwicklungsperspektiven in den Bereichen Ressourcennutzung, Entscheidungsfindung und Effizienzsteigerung für die Stadt Cincinnati, Ohio im Rust Belt der USA sowie einer Stadt im deutschen Ruhrgebiet zu erarbeiten. Dabei sind die spezifischen strukturellen Probleme und planerischen Herausforderungen, auch in Bezug zur Anwendung/Erarbeitung von Smart-City-Strategien, aufzubereiten. Dazu erfolgen eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Begriff „Smart City“, Fallstudienanalysen ausgewählter schrumpfender Städte mit Smart-City-Konzepten im internationalen Vergleich, datenbasierte Strukturanalysen, Literaturrecherche und Interviews, sowie eine anschließende Bewertung der Chancen und Herausforderungen des Konzeptes in der Stadtentwicklung einschließlich des Aspektes der Wirtschaftlichkeit.

Das Projekt steht in Zusammenhang mit dem EU geförderten Forschungsprojekt „RE-CITY“ sowie dem von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderten Projekt „Ageing smart – Räume intelligent gestalten“. Im internationalen Projekt „RE-CITY“, welches von der EU-Kommission seit 2018 für vier Jahre gefördert wird, untersuchen interdisziplinäre Forscherteams aus Europa, den USA, Mexiko und Japan, wie die Lebensqualität in schrumpfenden Städten verbessert werden kann. Das Projekt „Ageing smart“ (Carl-Zeiss-Stiftung) beschäftigt sich mit dem demographischen Wandel in Form der Babyboomer sowie technischen Möglichkeiten der (digitalen und smarten) Entscheidungsunterstützung von Kommunen, um mit diesen speziellen Herausforderungen umgehen zu können.

 
Im Rahmen des Masterprojektes soll eine (digitale) Exkursion in die USA und das Ruhrgebiet stattfinden.

Den Studierenden wird Material der Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt und Zugriff auf Ergebnisse von relevanten Forschungsprojekten des Fachgebiets IPS und des Lehrstuhls Stadt-, Regional- und Umweltökonomie gewährt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit mit Forschern aus dem RE-City Netzwerk, des Ageing-Smart-Projektes sowie der AG Raumplanung des UniGR-CBS in Austausch zu treten.